Shanty-Café

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Am Freitag starteten die bereits angereisten Gruppen und der Shanty-Chor Cuxhaven erstmalig mit einem Abend in der Shanty-Chor-Messe am Alten Fischereihafen. Im Stil eines Shanty-Cafés traf man sich zu einem lockeren Get-Together, bei dem die echten Arbeitslieder dominierten und ausschließlich a cappella, bzw. "unplugged" vorgetragen wurden.

Der überwältigende Erfolg dieser Veranstaltung hat noch vor Ort dazu geführt, dass der Shanty-Chor Cuxhaven als Mitorganisator des Tag der Shanty-Chöre beschlossen hat, dieses Event auch zukünftig beizubehalten.

Mit dabei waren folgende Gruppen:

  • Käpt′n Bligh (Nordenham)
  • Chanting Lads (NL)
  • Logger′s Men (Bremen)
  • Ol′Hands Shanty-Men (NL)
  • Shanty-Chor Cuxhaven

Anmerkungen von Conny Beckmann zur Idee "Shanty-Café"

Conny Beckmann Conny Beckmann ist seit Jahrzehnten in der Shanty-Szene engagiert und setzt sich für den Erhalt des maritimen Liedgutes und insbesondere der echten Arbeitslieder auf vielfältige Weise ein. Lesen Sie hier Ihre Anmerkungen zum Shanty-Café:

"Der Begriff "Shanty-Café" tauchte vor 13 Jahren zum ersten Mal in der Shantywelt auf, und zwar als Name einer Radiosendung bei Radio Noordenveld in Norg, einem kleinen Ort südlich von Groningen.

Ursprünglich - vor ca. 30 Jahren, als es noch kein Internet gab - hatte ich die Idee, irgendwo an der Küste ein Café zu öffnen, das als Kontakt- und Info-Börse in der Szene fungieren sollte. Ich hätte es schnuckelig maritim eingerichtet und an jedem Wochenende sollte ein Shanty- oder Seemanns-Chor für Live-Gesang sorgen. Aus diversen Gründen ist diese Idee leider nur eine eben solche geblieben.

2002 erzählte ich einem Bekannten in den Niederlanden von meinem einstigen Traum - und aus der imaginären Location "Shanty-Café" wurde eine Radiosendung mit selbigem Namen! Mit meinem gesamten CD-Arsenal, verstaut in Koffer und Reisetasche, fuhr ich nach Norg zum Sender und am 24. Dezember 2002 starteten wir mit der ersten, zu Beginn sogar 2-stündigen Sendung. Da ich damals noch kein Wort Niederländisch sprach, war ich lediglich für die Auswahl der Chöre bzw. der Stücke verantwortlich. Leider bestand der Sender aber nur kurze Zeit - und das bedeutete natürlich auch das Ende der Sendung.

Fast zeitgleich begann Ad van Eyck seine Sendung "Trossen los" bei Radio Ridderkerk, Rotterdam, eine Sendung über Shantys und Seemannslieder, mit vielen Hintergrundinformationen zu den Chören und Gruppen, sowie den Stücken selbst - und mit Live-Auftritten direkt im Studio. Diese Sendung hier in Deutschland zu promoten machte mir natürlich viel Spaß, sorgte sie doch für viel Aufklärung bei den deutschen Chören...

Möglicherweise gelangte der Name "Shanty-Café" letztendlich so an enthusiastische Shantysänger aus Rotterdam, die diesen Namen für ihren Shantynachmittag verwendeten, den sie seit nunmehr 6 Jahren an jedem dritten Sonntag im Monat auf einem Leuchtschiff im Alten Hafen abhalten und der sich größter Beliebtheit erfreut. So suchten auch die Ol′Hands Shantymen aus Apeldoorn diese Lokalität auf und waren so begeistert, dass sie kurze Zeit später ihr eigenes "Shanty-Café" stattfinden ließen, unter Beteiligung auch deutscher Shantyliebhaber, sprich: ich war auch dabei – und mit mir mein alter Traum! Würde ich ihn möglicherweise irgendwo und irgendwann zumindest für einen einzigen Nachmittag doch noch Realität werden lassen können? Mit meiner Begeisterung konnte ich Heiko Hillmer infizieren, der - als mein Nachfolger bei der ISSA und als Sänger und Organisator beim Shantychor Oldenburg - kurzerhand privat in Oldenburg am 10.11.2012 das 1. deutsche Shanty-Café organisierte. Es schlug ein wie eine Bombe und alle Beteiligten waren sich einig: "Das müssen wir unbedingt regelmäßig machen!".

In den Niederlanden - wo das Wort "Café" übrigens tatsächlich eine Lokalität beschreibt, nämlich Lokal, Wirtshaus, Kneipe - richten inzwischen immer mehr Shantygruppen "Shanty-Cafés" aus. In Deutschland hat bisher lediglich die Gruppe Käpt′n Bligh aus Nordenham das Oldenburger Beispiel aufgegriffen. Meine Hoffnungen richten sich nun auf Cuxhaven, mit Berechtigung, denn der Anfang wurde am Freitag zum Auftakt des "41. Tag der Shanty-Chöre" gemacht mit dem Resultat, dass es allen soviel Spaß gemacht hat, dass sie sich untereinander sehr gern sehr bald wieder treffen wollen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu singen, kurz: um so den Shanty am Leben zu erhalten!

Da die meisten Chöre (nicht nur bei uns in Deutschland) mit ihrem sich wenig ändernden Repertoire aus Seemannns- und somit Schunkelliedern bei jungen Menschen nicht mehr "ankommen", d.h. ernste Nachwuchssorgen haben, liegt meiner Meinung nach die Zukunft der Shantys in den kleinen Gruppen, die sich meist aus den großen Chören heraus gebildet haben und die vorwiegend a cappella singen. Insofern kommt den Shanty-Cafés als Plattform für die Verbreitung des authentischen Shantys eine immens wichtige Bedeutung zu. Die fast ausschließlich englischsprachigen Arbeitslieder mit ihrem ganz spezifischen Rhythmus begeistern - wie die Praxis zeigt - eben auch junge Menschen, sodass die reelle Chance besteht, sie als unser immaterielles Kulturgut auch an nachfolgende Generationen weitergeben zu können."
Conny Beckmann, Juni 2015